Wahrnehmungstherapie

 Grundgedanke 
Das Entwicklungs- und Therapiemodell nach Affolter orientiert sich an der unauffälligen Entwicklung. Menschen mit Problemen in der Wahrnehmung unterschieden sich auf den ersten Blick nicht von Menschen ohne diese Probleme. Die Auffälligkeit wird erst ersichtlich, wenn alltägliche Situationen zur Hürde werden. 

Mögliche Indikationen sind: 

  • massive Wutanfälle 
  • Essprobleme 
  • motorische Ungeschicklichkeiten 
  • häufige Unfälle (20x am gleichen Herd die Finger verbrennen) 
  • Kleidungsstücke beim Anziehen vergessen 
  • Schlafstörungen 
  • Ängste 
  • Sie sind eckig/unangepasst oder aber extrem angepasst (Mitläufer). 
  • Sie schauen nur zu oder verfallen in blinden Aktionismus. 
  • Sie sind distanzlos oder aber extrem zurückgezogen. 
  • Sie haben keine Ausdauer oder zeigen monoton-gleichbleibende Tätigkeiten über längere Zeit. 
  • Sie klettern wie ein Eichhörnchen, können aber nicht über eine Wiese laufen. 
  • Sie sprechen ganz schlecht oder sprechen unablässig – über Spezialinteressen und/oder in Floskeln. 

Ziele der Wahrnehmungstherapie: 
Basierend auf diesem Entwicklungsmodell wenden wir eine Therapiemethode an, die Menschen mit Problemen in der Wahrnehmung, in der gespürten Informationssuche unterstützt und damit zum Lösen alltäglicher Probleme beiträgt. 

Konzept 
Über das Führen des Kindes innerhalb eines (dem Verständnis des Kindes angepassten) Alltagsgeschehnisses werden die Informationsquellen gesucht. Geführt heisst, dass eine andere Person (Angehöriger, Therapeut, Lehrer etc.) das Kind/ Patienten mit Händen und Körper so führt, dass er wichtige Quellen der Information finden kann. Dadurch gelangt das Kind zu neuen Erfahrungen über Ursache-Wirkungsbeziehungen und über Geschehnisstrukturen. Durch diese Informationssuche wird indirekt an einer verbesserten Organisation des Gehirns gearbeitet. Neue Entwicklungsleistungen können entstehen. Durch diese verbesserte Wahrnehmungsorganisation zeigt das Kind im Verlauf komplexere Entwicklungsleistungen. Im Unterschied zu anderen Entwicklungsmodellen werden die unterschiedlichen Symptome eines Kindes hier indirekt über die Arbeit an der Wahrnehmungsorganisation beeinflusst. 

Die Eltern und Angehörigen kennen das Kind am besten und können auch den Alltag am intensivsten in die tägliche Arbeit miteinbeziehen. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Eltern Einblick in die Therapie haben und das Kind zu Hause angeleitet werden kann. Die Zusammenarbeit beruht dabei auf einer partnerschaftlichen Beziehung, in welcher Vertrauen wachsen und gepflegt werden soll. 

Monika Müller, Wahrnehmungstherapeutin APW 

Daniela Stoffel, Wahrnehmungstherapeutin HPS Trübbach August 2013